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Fassade des Schulgebäudes der Montessori Schule Biberkor

News & Veranstaltungen

Feierliche Verabschiedung der ersten Absolvent*innen des Neuen Referendariats

Die ersten Absolvent*innen des Neuen Referendariats wurden im Rahmen des Abschlusswochenendes Ende Juli feierlich in die Bildungslandschaft entlassen.

Wir danken allen Beteiligten, insbesondere der Gruppe der „neuen Referendar*innen“, den Mentor*innen, den Dozent*innen der Seminarwochenenden, den Ausbildungsschulen und den Bildungsinitiativen und –akteur*innen, die das Neue Referendariat mitgestalten. Nach einer intensiven Konzeptionsphase konnten wir nun in der Praxis sehen, wie zeitgemäße Lehrer*innenausbildung geht.

Den Absolvent*innen wünschen wir für ihre weitere Laufbahn alles Gute!

Das Team der Akademie Biberkor

 

Abschlussworte von Flora Nieß im Rahmen der feierlichen Verabschiedung der Absolvent*innen des ersten Jahrgangs des Neuen Referendariats:

Liebe Absolvent*innen des Neuen Referendariats,

[…]

Als wir vor einem Jahr gemeinsam begonnen haben, war uns allen klar, dass es das Jahr des Praxistests und des Ausprobierens wird und dass wir das Konzept, so wie wir es an vieler Stelle betont haben, an Euren und unseren Erfahrungen schärfen würden. Wir wussten also, dass wir alle intensive Lernprozesse durchlaufen werden. Wie groß aber die Herausforderungen dann wurden, wieviel neu Denken und anders Machen dann auf uns zukam, davon hatten wir noch keine Idee.

Natürlich hat auch uns die Corona-Pandemie vor Vorzeichen gestellt, die wir in der Konzeptionsphase und in unseren Überlegungen vorab in keiner Weise bedenken konnten. Was Agilität und Flexibilität heißt, das konnten wir im Härtetest dieses Jahr  wieder und wieder durchexerzieren. Der Online-Unterricht und das Lernen auf Distanz hat von uns in ganz besonderer Weise das Experiment, das Zulassen von und das Lernen aus Fehlern erfordert. Wir haben gelernt, loszulassen und die Fäden wieder neu aufzunehmen. Die Corona-Bedingungen waren in mancher Weise das ideale Praxisfeld für so vieles, was wir im Neuen Referendariat groß schreiben.

Das 4K Modell des Lernens benennt die Kernkompetenzen, auf die Schule im 21. Jahrhundert vorbereiten muss: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken. Allein in Betrachtung dieses Abschlusswochenendes können wir sehen, wie ein Arbeiten im Sinne dieser vier Ks aussehen kann. Wir probieren und reflektieren intensiv, wie wir den Austausch aller Beteiligten stetig erweitern und in der Qualität steigern können. Wie kommunizieren wir sinnvoll zwischen Akademie und Schule, zwischen Theorie und Praxis, zwischen Mentor*innen und Referendar*innen, zwischen Referendar*innen und Schulleitungen, zwischen Mentor*innen und Akademie, mit externen Bildungsakteur*innen, Universitäten und Kooperationspartner*innen, wie kommunizieren die Dozent*innen…? Die Liste kann auf vielfacher Ebene beliebig vorgeführt werden.

Wir nutzen kreative Ideen und das Experiment in der Präsentation der Abschlussarbeiten und der Abschlussreflexionen - ebenso wie im Farbrausch des Action Painting. Wir erleben dabei eine Hingabe für Kollaboration. Dazu gehört immer auch die Möglichkeit, weiterführendes Feedback zu geben und zu nutzen. Um guten Unterricht und gute Schule, nein um gesellschaftliches Zusammenleben und –arbeiten immer neu zu machen, brauchen wir aber vor allem auch die Bereitschaft, Dinge erst einmal neu zu denken. Bevor wir sie aber neu denken können, müssen wir zulassen, dass wir Irritationen spüren dürfen, dass wir Widerstände lieben lernen, weil sie der Beginn einer Veränderung sind. Was kritisches Denken voraussetzt, ist die Offenheit für Irritation, die Offenheit und die Freude daran, das Gewohnte zu verlassen und nicht zu wissen, was da kommt. Das braucht es für Neues so ganz besonders. Und diese Fähigkeit habt Ihr in diesem Jahr ohne Zweifel bewiesen. Was Ihr also mitgestaltet in dieser Weise, ist eine zeitgemäße Lernkultur basierend auf Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritischem Denken. Was aber hinzu kommt - und hier spielt die Montessori-Pädagogik eine ebenso große Rolle wie die Haltung etwa aus dem Design-Thinking-Ansatz – ist der klare Blick auf den Menschen, auf die Bedürfnisse der Beteiligten. Eine Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Beteiligten setzen wir den vier Kernkompetenzen des 21. Jahrhunderts noch hinzu.

So hat es im Lockdown nicht an Kommunikation gefehlt, sondern an Beziehung zu anderen Menschen. Gemäß des „dialogischen Prinzips“ ist es eben nicht allein der Austausch von Information, der Lernprozesse ermöglicht, sondern vor allem das sich gegenseitig Wahrnehmen, Anerkennen und im Tun und Wollen Ernstnehmen. Ein Lernen auf Distanz stellt die Beziehungen auf eine harte Probe, wie wir sehen konnten. Wie gestalten wir ein Lernen mit und aus der Gruppen, wenn wir uns nicht in Präsenz sehen können? Wie wohltuend war da das Zusammenkommen in Potsdam nach so langer Zeit. Aber Ihr habt Euch davon nicht beirren lassen und seid als Gruppe trotzdem zusammengewachsen und zwar in einer besonderen, ansteckenden Art und Weise. Was uns alle mitreißt, ist Eure Beziehung zueinander!

Wir haben immer wieder formuliert, dass wir alle Lernende sind, aber dass „lifelong learning“ keine Floskel, sondern die Realität im Neuen Referendariat ist, das konnte ich, konnten wir wahrscheinlich alle jeden Tag erleben. Und das sehe ich an so vielen Stellen: wir nehmen „gute Schule“ hier wirklich ernst, vor allem aber MACHEN wir sie. Wir MACHEN gute Schule in ganz Deutschland und sogar über die Landesgrenzen hinaus. Mit jedem Jahr werden wir das Netzwerk und das MACHEN größer werden lassen.

Und heute sitzen hier mit Euch die ersten Absolvent*innen, die ersten, die wir mit großer Freude in die Bildungslandschaft entlassen. Wir sind uns absolut sicher, dass Ihr alle fantastische Wege vor Euch habt und ebenso sicher sind wir, dass sich diese Wege mit den unseren wieder kreuzen werden.

Ich wünsche Euch, dass Ihr Euch Euer ganzes Berufsleben, Euer ganzes Leben lang, diese Freude, diesen Mut, diese Bereitschaft zum Experiment und diesen erstaunlichen Teamgeist bewahrt. In diesem Sinne: Auf bald!